„Singend können wir uns darin verfeinern, unsere Mitmenschen und unsere Mitwelt zu erhören.“
Lord Yehudi Menuhin
Unsere Idee: Singen als Friedensbrücke zwischen den Völkern
Die Mitglieder des Netzwerkes Il canto del mondo e. V. haben sich zur Aufgabe gemacht und laden alle ein, das Singen mit vielen Mitteln wieder in den Alltag zu tragen. Wir möchten hierbei vor allem zur Eigeninitiative begeistern und unsere Möglichkeiten der Inspiration und Vernetzung anbieten, auf dass eine starke gesellschaftliche Bewegung für das Singen entsteht. Denn das Selbersingen, das Singen als Selbstausdruck des Menschen, geht schleichend aus unserem Alltag verloren. Junge Eltern wissen beispielsweise kaum noch, ihre Kinder in den Schlaf zu singen oder ihr Trauer, ihre Wut oder ihre Angst durch Singen umzuwandeln. Die Menschen in Ländern, in denen das Singen noch eine lebendige Alltagskultur ist, haben uns gegenüber einen großen Vorteil an Lebensqualität. Selber Singen ist den meisten hierzulande fremd. Und das ist ein folgenschwerer Verfallsprozess, dessen Auswirkungen erst heute schrittweise erkennbar werden. Nur noch eine Minderheit unserer Kinder kann eine Melodie korrekt nachsingen. Vor 40 Jahren konnten dies fast alle. Und das ist ein größerer Verlust, als den meisten bewusst ist. Und er darf nicht hingenommen werden. Denn Singen gehört neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge zur Natur des Menschen. So provozierend es den meisten von uns nach einer eigenen „sang- und klanglosen“ Kindheit und Jugend erscheinen mag, die nüchternen Fakten der Wissenschaft zeigen: Ein Mensch ohne Singen kann sich nicht voll entfalten. Und: Singen muss sich ab der frühesten Kindheit an entfalten dürfen. Auch wenn das Thema „Singen“ in den letzten Jahren u. a. durch die Arbeit von Il canto del mondo e. V. zunehmend in die Öffentlichkeit kam und es sogar erfreulicherweise ein neues Interesse junger Menschen am Singen zu geben scheint, wie nicht nur Chöre und Musikschulen berichten, so soll dies doch nicht darüber hinweg täuschen, dass maximal 2% der Bevölkerung in Deutschland in einem Chor singen. Das sind viele, mehr als eine Million Menschen, aber wenig, wenn man das Singen der Gesamtbevölkerung in den Blick nimmt, wo diesbezüglich zunehmend Schweigen herrscht. Die FAZ titelte am 14. Februar 2005: Das Volk verstummt. Groß wie der Pisa-Schock: Deutsche Kinder singen nicht mehr.
Als Schirmherr von Il canto del mondo e. V. hatte Lord Yehudi Menuhin die weitreichende Vision, wie das Singen den Frieden unter den Völkern stärken kann. Wie das Singen zur Universalsprache aller Menschen weiterentwickelt werden kann. Wir verstehen uns als ein Netzwerk für alle, die das Singen wieder in ihren Alltag integrieren und an dieser Idee mitwirken möchten.
Singen tut gut.
Tatsächlich ist es wissenschaftlich erwiesen, dass wir durch Singen auf einzigartige Weise unsere psychische, physische, geistige und soziale Gesundheit positiv beeinflussen können. Singen kann die Lebensfreude und alle Lebenskräfte wie zum Beispiel die Selbstheilungskräfte und die sozialen Bindekräfte in erstaunlichem Maße fördern. Lord Yehudi Menuhin nannte das Singen die eigentliche Muttersprache des Menschen, die direkte Sprache des Herzens, der Gefühle. Der Mensch kann z.B. durch Singen auf einzigartige Weise negative Gefühle wie Angst, Wut, Trauer in positive Gestaltungskräfte wandeln. Singen ist so unersetzlich für die gesunde Entwicklung des Menschen, dass wir im Rahmen des Rechtes auf Bildung ein Recht auf das Erlernen des Singens für nötig erachten und fordern. Vor allem haben Menschen in der heutigen Zeit der allgemeinen Verunsicherungen mit dem Problem der Angst zu tun. Unsicherheit ist das Material der Angst. Ein Klima der Angst zerstört die persönliche und soziale Gesundheit. Menschen brauchen für ein gelingendes Leben wirkungsvolle Strategien, um Angst umzuwandeln. Sonst führt Angst entweder in die Lähmung, und zwar sowohl körperlich als auch geistig. Man fühlt sich schwach und bekommt nichts mehr auf die Reihe. Oder sie führt in den Ausbruch aus der Angst durch die Erzeugung von Feindbildern. Man fühlt sich wieder stark. Feindbilder geben eine trügerische Sicherheit von „Gut“ und „Böse“ und führen zu den verschiedenen Formen von Gewalt und im Extrem zu Mord und Todschlag, zu Krieg. Durch Singen kann der Mensch hingegen auf sozial verträgliche Weise die Unsicherheit, die jeder Angst zu Grunde liegt, auflösen und damit die Angst umwandeln, weil Singen auf spezifische Weise körperliche und seelische Sicherheit schafft. Singen kann nachweislich eine der besten Möglichkeiten zur Umwandlung von Angst sein. Zur Umwandlung von Angst in positive Handlungskraft. Singen kann vor allem so den Frieden unter den Menschen stärken. Auch die Kraft des Singens kann, wie alle menschlichen Potenziale, missbraucht werden, wie auch die Nazizeit zeigte. Hier sind noch viele historische Trümmerfelder aufzuräumen. Und das wird sich lohnen. Denn Singen ist in seinem Kern eine unersetzbare menschliche Kraftquelle, ein „Gesundsheitserreger“ und“Lebenselixier“ für den Einzelnen und die Gesellschaft. Singen kann Menschen über kulturelle Grenzen hinweg verbinden. Singen ist eine einzigartige Möglichkeit des Menschen. Das Potenzial, das im Singen liegt, ist in der Menschheitsgeschichte noch nicht annähernd erschlossen. Hierzu soll mit dem Netzwerk Il canto del mondo e. V. ein Beitrag geleistet werden. Jeder, der einen Beitrag leisten möchte, fühle sich willkommen.
„Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen“
Lord Yehudi Menuhin
Jeder kann singen. Und zwar so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Jedem kann Singen gut tun. Ein Singen aus Leib und Seele. Ein Singen als Ausdruck der eigenen Gefühle, als Selbstzweck, als Alltagskultur. Das Singen als Kunstform, als Darbietung für andere, hat andere Aufgaben. Die wunderbaren und unverzichtbaren Höchstleistungen der Kunst können uns erfreuen, sollten uns aber nicht beschämen, einfach aus vollem Herzen selber zu singen. Im Singen kann jeder auf einzigartige Weise seinen Gefühlen begegnen und sie durch sein Singen gestalten.